Geduld hat nicht unbedingt Hochkonjunktur in unseren Tagen. Im Versandhandel können Artikel über Nacht bestellt werden. Über die unterschiedlichen Kommunikationskanäle kann ich ohne Zeitverzug mein Anliegen und meine Informationen zum Empfänger transportieren.
Dass das noch nicht lange der Fall ist, fällt mir immer wieder dann auf, wenn ich an die Anfänge meiner Beziehung zu meiner Frau zurückdenke, die kurz, nachdem wir zusammengekommen waren, zu einem freiwilligen Jahr nach Südafrika aufbrach. Telefonieren war maximal einmal in der Woche drin – alles andere konnten wir uns nicht leisten. Dann blieb nur noch der Brief als Kommunikationsmedium. Und der brauchte bis her von dort nach hier kam oder andersherum. Und brauchte auch länger, um die Worte und Gedanken zu Papier zu bringen Geduld war gefragt.
Ähnlich geht es Landwirten, die das Wachstum der Pflanzen auf den Feldern nur in geringem Umfang beschleunigen können. Es braucht eben seine Zeit. Da ist Geduld gefragt.
Wenn ich an manche E-Mail denke, die ich vor Ärger schnell in die Tasten getippt habe, habe ich den Eindruck, dass es gar nicht so verkehrt wäre, wenn ich denselben Text mit Hand hätte schreiben müssen, wenn ich dann auf die Suche nach einem Briefumschlag gegangen wäre und dann noch irgendwo eine passende Briefmarke hätte hervorkramen müssen, bevor ich mich auf den Weg zum Briefkasten begeben hätte. Gut möglich, dass dann der Ärger schon verraucht gewesen wäre – ein Luxus, den ich heute in Zeiten von E-Mail und WhatsApp und ähnlichem nicht mehr habe (oder ihn mir nicht mehr nehme).
Zeit kann helfen, meine Gedanken zu sortieren und nicht vorschnell zu agieren. Geduld ist nötig, wenn ich weiß, dass Christenmenschen zwar um Christi willen gerecht gesprochen sind, sie aber immer noch auf dem Weg sind, diese Wirklichkeit auch im Leben einzuholen. So wie Gott sich den Menschen gedacht hat, bin ich eben noch nicht – und meine Mitchristen auch noch nicht. Da ist Geduld gefragt und kein vorschnelles Abschreiben oder Grenzenziehen.
Gar nicht so einfach in unserer Zeit, aber doch so notwendig.