Schaut man, wo sich das Wort »Behutsamkeit« direkt oder indirekt in der Bibel findet, stößt man schnell auf den Aaronitischen Segen in 4. Mose 6,24-26, der in der Lutherübersetzung mit den Worten beginnt »Der HERR segne dich und behüte dich«. Segen hat also offensichtlich auch mit dem Behüten zu tun. Gott sagt sich denen, die gesegnet werden, in der Weise zu, dass er auf sie aufpasst, sie behütet und gerade so behutsam mit ihnen umgeht. Segen kann wachsen und gedeihen, wo Menschen sich sicher fühlen, beschützt vor dem, was ihnen Angst macht. Hier werden Machtgefälle nicht schonungslos ausgenutzt, und Schwache, Gescheiterte und im Leben Verbeulte werden nicht einfach abgewickelt. So, wie es später im Buch des Propheten Jesaja vom Knecht Gottes heißt: »Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.« (Jesaja 42,3).
Eine behutsame Theologie wäre dann eine solche, die eintritt in die Bewegung eines solchen Segenshandelns Gottes, die Menschen schützt und bewahrt, und etwas von dem leuchtenden Angesicht spiegelt, von dem im Aaronitischen Segen am Ende auch noch die Rede ist.