In der Reformationszeit hatten die Bischöfe zum Teil auch erhebliche weltliche Macht inne. Da konnten politische Interessen kirchlich durchgesetzt werden. Und kirchliche Interessen mit dem Werkzeug der politischen Gewalt.
Die Reformatoren wandten sich zum Beispiel im Augsburger Bekenntnis gegen eine solche Vermischung. Die Bischöfe sollten sich weniger als Machthaber, sondern vor allem Verkündiger des Wortes Gottes verstehen. So kam es zu dieser kurzen Aufgabenbeschreibung, sie sollten »ohne jede körperliche Gewalt, sondern mit dem Wort« ihrem Auftrag nachgehen.
Sonderlich menschenfreundlich ging es danach aber auch in der lutherischen Kirche nicht zu. Andersdenkende und Andersgläubige bekamen das zu spüren. Und wenn die Bischöfe sich um das energische Durchsetzen der kirchlichen Interessen nicht kümmerten, dann taten es eben die Landesherren. Von dem, was wir unter Toleranz und Respekt verstehen, war das damals und lange noch weit entfernt.
Ich frage mich aber, ob es sich nicht lohnen würde, diese kurze Beschreibung der Aufgabe der Bischöfe nicht auch als Grundlage für das Miteinander in der Kirche überhaupt zu nehmen und ganz auf das Wort Gottes und seine Selbstdurchsetzung zu bauen und auf kirchliche Zwangsmaßnahmen zu verzichten. Geht das? Ich bin mir unsicher. Ganz ohne Regelungen, Recht und dessen Durchsetzung wird es in dieser Zeit und Welt wohl nicht geben. Vielleicht ist es deswegen auch eine Utopie, aber womöglich zumindest eine Richtungsmarkierung, wohin sich Kirche und die, die ihr angehören, ausstrecken sollten.
Auch das könnte ja ein Ausdruck von Gottvertrauen sein, selbst möglichst wenig regeln, durchsetzen und kontrollieren zu wollen, sondern ganz darauf zu vertrauen, dass Gottes Wort die Wirklichkeit schafft, die gut und angemessen ist.